Julia und Florian (gemeinsam mit Fabian von unseren Technikkollegen punkt.de) haben sich im November 2023 auf dem Weg nach Lissabon zum Websummit 2023 gemacht. Den Blogbeitrag zum Fokus Design, Kreativbranche und AI findet ihr hier. Im folgenden haben wir ein paar Punkte zusammengefasst zum Thema Gesellschaft & AI.
AI im Journalismus
Der Chief Digital Officer von CNN Athan Stephanopoulos und der Managing Editor der Channel 4 News Ed Fraser nahmen Stellung unter welchen Herausforderungen sich der Journalismus im AI-Zeitalter befindet. Beide Unternehmen nutzen AI als Assistenz der Redakteure (News zusammentragen, Transkribieren, Orte aus Videos herausfinden). Es geht darum die Produktivität zu steigern und mehr Zeit für andere Dinge zu gewinnen. Das Fact-Checking bleibt weiterhin bei den Menschen. Der Einsatz von AI in der Grafik hat laut Fraser überhaupt nicht funktioniert, beim Brainstorming alternativer Überschriften-Ideen schon.
Zur allgemeinen Phrase, ob AI die Redakteure ersetzen wird, erwiderte Fraser:

Eine sehr treffende Zusammenfassung. Die die Technologie einsetzen werden einen Vorsprung haben, die anderen, zumindest nicht sofort, verschwinden. Dabei setzen sich junge Menschen bereits sehr stark mit AI auseinander. Genereller Konsens auf dem Websummit war, dass AI ohne den Menschen nicht funktionieren wird. Fraser und Stephanopoulos sind sich einig dass originale, authentische Inhalte die von AI generierten, sog. "synthetischen" Inhalte übertrumpfen.
Die Hauptwährung des Journalismus ist "Vertrauen". Daher können sich die beiden Unternehmen darin keinerlei Fehler leisten. Besonders in 2024 wird der Journalismus erneut auf eine starke Probe gestellt: Es sind Wahlen in Amerika und Großbritannien. Mit AI werden Fake News häufiger und professioneller die Medienlandschaft überschwemmen.
AI und Wikipedia
Jimmy Wales, Mitgründer der Wikipedia, wurde ebenfalls auf den Einsatz von AI angesprochen und inwieweit Wikipedia darunter in Bedrängnis gerät. Die Inhalte von Wikipedia sind in vielen Trainingsdaten bekannter AI's enthalten und damit Datengrundlage für diese. Zudem hatten seine Beobachtungen ergeben, dass umso nichiger Inhalt Thema werden, umso mehr Unsinn antwortet die AI. Was laut Wales heute genauso gilt wie damals:

AI und die jüngeren Generationen
Während Gen Z mit ihrem intuitiven Umgang mit AI Technologien aktuell und in Zukunft den Arbeitsmarkt erobern, sind die langfristigen Auswirkungen von AI auf die Jüngsten in unserer Gesellschaft noch recht unergründet. Hierzu sprach Jay Richards, Co-Gründer von Imagen Insights, einer Analyse Agentur, die sich auf Daten zu Gen Z & Alpha fokussiert, gesprochen.
Richards räumt vorerst mit allen noch so flachen Stereotypen auf, die wir als Gesellschaft bezüglich der Generation Gen Z haben. Die ach so faulen, am Handy hängenden Teenager sind nämlich, laut statistischen Daten, die aktivsten Vorreiter:innen bei politischen, sozialen und ökonomischen Demonstrationsbewegungen, geben klare Kante und sind im öffentlichen Raum proaktiver und lauter als ihre Vorgänger:innen der Millenials und Gen X. Dabei haben sie eine enorme Kompetenz was technologische Innovationen angeht und gehen ganz intuitive auf Veränderungen zu.
Anders sieht es laut Richards mit der jüngsten Generation, Gen Alpha, aus. Mit weder Autonomie noch Sprechfähigkeit, muss sich Gen Alpha auf die Web-Kompetenzen ihre Eltern verlassen und diese lässt einiges zu wünschen übrig. Während Richard ein Video zum Digitalen Fußabdruck zeigt, wird es spürbar ruhig im Publikum.
Elitäre Sichtweisen in der Beschäftigung mit AI
Es hat erstaunt, wie elitär die Sichtweise von AI-affinen Personen doch teilweise ist. In einem Talk mit Christina Fonseca (Managing Partner bei einem Kapitalinvestor) herrschte die Meinung, dass niemand in einem Call-Center arbeiten möchte und durch AI endlich auch niemand mehr diesen Job machen muss. Aber was ist mit den Menschen, die tatsächlich gerne in diesen Call-Centern arbeiten? Oder denen, die aus sozialen und gesundheitlichen Gründen keine komplexeren Aufgaben übernehmen können? Man denke an Förderschulkinder oder andere Mitmenschen, dessen Inklusion seit Jahren ein wichtiges Thema ist. Kann AI auch inklusiv sein?



Information Frontline
Wladimir Klitschko wirkt müde an diesem Mittwoch in Lissabon. Er schildert den aktuellen Stand der Situation in der Ukraine. "Information Frontline", so beschreibt er seine Aktivitäten: Kampagne machen für die Ukraine, für mehr Unterstützung und gegen Falschinformationen. Klitschko weiß, dass die Menschen müde vom Krieg sind – nicht nur in der Ukraine, sondern weltweit. Er will sichergehen, dass wir die Ukraine nicht vergessen. Seiner Vorgeschichte als Weltmeister im Boxen bleibt er treu und schließt er mit den Worten:

Serious Comedy
Nach all den AI und Technologie-Themen war der Talk mit Jolyon Rubinstein eine willkommene Abwechslung und eine gute Erinnerung daran, welche Power Comedy haben kann. Rubinstein ist eine Art Comedian, Comedy-Journalist. Er spezialisiert sich auf Satire und produziert Filme für NGOs und andere Organisationen – "Satires role is to punch up (not down on people) and it should be in the public interest".
In einem seiner Videos schenkt er als fiktiver Shell-Mitarbeiter Briten auf der Straße 22p – die Summe die Shell an Steuern bezahlt hat:
Durch ein anderes Video ("The real housewives of ISIS") hat Rubinstein auch echte Anfeindungen bekommen und musste Polizeischutz erhalten. Comedy und Satire können also eine echte Gefahr sein (aber auch sehr witzig) Real Housewives of ISIS - BBC 2 Revolting Episode 1 .